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Tschibubtschibub – Lässigkeit und Perfektion bei Paolo Conte

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Paolo Conte hat ein begeistertes Publikum. In der ausverkauften Alten Oper brausen Applaus und die ersten Bravo-Rufe schon auf, bevor der erste Ton gespielt oder gesungen ist, es genügt der Auftritt des 72-jährigen italienischen Sängers und Komponisten. Er dankt für den Applaus mit einer knappen Kopfbewegung. Er strahlt eine konzentrierte und distanzierte Haltung aus, da ist aber auch gar nichts, was wie Ansprache an sein Publikum wirkt, ausschließlich seine Musik wird ihn von jetzt an mit dem Publikum verbinden.

Paolo Conte hat eine achtköpfige Begleitband mitgebracht, eine richtige Kapelle mit allem: Schlagzeug und Bass, Gitarre, Saxophone in allen Tonlagen, Klarinette und Oboe, Flöte, Akkordion und Bandenon, Keyboard, Marimbaphon und Geige und noch mehr. Die Musiker wechseln zwischen den Instrumenten, jeder von ihnen scheint geschätzte 5 Instrumente zu beherrschen, Paolo Conte selbst spielt am Flügel, auf der Blechtröte (Kazoo), er singt und er leitet die Kapelle, er muß geschätzte 5 Hände und 5 Ohren haben. Er hat alles im Blick und im Ohr, ein Multitalent mit der Fähigkeit, gleichzeitig verschiedene Dinge zu tun und man ahnt: ein Perfektionist. Die Musik ist perfekt arrangiert und perfekt gespielt. Das Licht ist perfekt. Paolo Conte wird meist in freundliche gelbe Farben getaucht, die Bläser im grell weiß-grünlichen Licht als Kontrast und im übrigen perfekt zur musikalischen Stimmung. Die mitunter sehr vielschichtigen Arrangements sind visuell hervorgehoben. Aus der Perfektion entsteht der Eindruck der Lässigkeit. Auch die Show passt perfekt, sie erweckt nämlich den – falschen - Eindruck, es gäbe gar keine Show. Bis zur letzten Zugabe verzieht keiner der Musiker auch nur eine Mine oder guckt ins Publikum, alle scheinen ausschließlich auf die Musik fokussiert. Paolo Conto spricht den ganzen Abend über nichts, Moderation und Ankündigungen entfallen ersatzlos, keine gesprochenen Erklärungen, er lässt alleine die Musik wirken. Fast regungslos nimmt Paolo Conte den Applaus entgegen: ein leichtes Kopfnicken, man kann es kaum als Verbeugung erkennen, dann, wenn der Applaus länger dauert, eine beinahe unwirsche Handbewegung, die der Kapelle den Einsatz für das nächste Stück anzeigt.

Paolo Conte spielt seine Klassiker, die alten, bekannten Lieder aus den 80er Jahren, man meint, eine „Best-of“ Auswahl zu hören, allerdings zum größten Teil in neuen Arrangements. Verglichen mit den Studio-Aufnahmen aus den 80er Jahren haben einige Stücke ganz erheblich an Tempo zugelegt. Das vom Kazoo getragene „Lo Zio“ kommt wesentlich zappeliger als früher daher und „Dancing“ klang aus dem Studio lasziver, aber auch ironischer. Paolo Conte wirkt jetzt ernst, er nimmt seine Musik sehr ernst und singt mit Gefühl und Ausdruck, die ironischen Brechungen spürt man jetzt weniger in der Musik als in seinem distanzierten Auftreten. Er scheint die Sentimentalität, die in seiner Musik schwingt und die sie bestimmt, jetzt unmittelbarer zu zeigen als in jüngeren Jahren, ein gereifter Mann. Sehr eindrucksvoll, wenn er allein singt, nur sich selbst auf dem Flügel begleitet. Seine knorrige und knarzige Stimme ist eingebettet in die weichen schmeichelnden Töne des Flügels.

Sein wohl bekanntestes Lied „Via con me“ spielt er zweimal. Zum ersten Mal in der Mitte des zweiten Sets nach einem sehr ruhigen und seelenvollen Moment zur Auflösung der entstandenen Spannung. Dem mitklatschenden Publikum macht er aber erst mal einen kleinen Strich durch die Rechung. Einige kleine unerwartete Breaks konterkarieren den Mitklatscheffekt. Noch einmal kommt „via con me“ dann als zweite Zugabe, und jetzt so wie wir es kennen und wie wir es wollen zum Mitklatschen und auch ausdrücklich zum Mitsingen „..it’s wonderful .... good luck my baby“, das darf das Publikum singen, aber das tschipp-tschipp und tschibum, das singt Paolo Conte selber, lässig und perfekt.
 
23. Februar 2009, 15.45 Uhr
Barbara Leiff
 
 
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